Pressemitteilung
Zweite Kernschmelze in Fukushima?
Offenbar zweite Kernschmelze in Fukushima. Was bedeutet das für uns in Deutschland?
Aus den spärlichen Informationen, die die japanische Regierung bisher herausgegeben hat, ergibt sich folgendes Bild:
Im AKW Fukushima I befinden sich 6 Reaktoren, im AKW Fukushima II weitere 4 (alle vom Typ Siedewasserreaktor). Berichten zufolge soll in 6 dieser 10 Reaktoren die Kühlung ausgefallen sein, die selbst nach Abschaltung der Reaktoren nötig ist, um die gefürchtete Kernschmelze zu verhindern. Gestern gab es im Reaktor 1 von Fukushima I eine Wasser-stoff-Explosion, die das Gebäude und den Sicherheitseinschluss zerstörte. Dabei wurde viel Radioaktivität in die Umgebung geschleudert. Das Reaktor-Druckgefäß, in dem die Kettenreaktion abläuft, scheint aber unbeschädigt zu sein. Wegen der fehlenden Kühlung hat vermutlich sowohl in diesem Reaktor 1, als auch im Reaktor 3 die Kernschmelze begonnen. Im Reaktor 3 befürchtet man, dass es ebenfalls zu einer Wasserstoff-Explosion kommen kann.
Was bedeutet das für die Umwelt? Bei einer Kernschmelze erhitzen sich die Uran-Stäbe so sehr, dass das Metall schmilzt und zu einer hoch radioaktiven zäh-flüssigen „Suppe“ wird. Darin beginnt wahrscheinlich wieder eine Kettenreaktion, die zusätzliche Strahlung und Hitze erzeugt. Der Kernschmelze halten die wenigsten Materialien Stand. Es ist zu befürchten, dass sie sich durch das Reaktor-Druckgefäß frisst, das sie im Augenblick noch sicher einschließt. Diese Kettenreaktion kann unter Umständen sogar zu einer nuklearen Explosion führen. Einige Experten vermuten, dass dies auch bei der Tschernobyl-Katastrophe der Fall war.
Auf jeden Fall muss die Kettenreaktion in der Kernschmelze irgendwie gestoppt werden. In Tschernobyl wurden dazu von Hubschraubern aus Materialien (z.B. Bor) abgeworfen, die die Neutronen absorbieren. Soweit bekannt wurde, starben alle diese Piloten an den Spätfolgen der Strahlung.
Für die Gebiete in größerer Entfernung vom Unglücksort ist es wichtig, ob es zu einer weiteren Explosion kommt, die das radioaktive Material hoch in die Luft schleudert. In diesem Fall können, wie wir von Tschernobyl wissen, auch noch Gebiete in mehr als 1.000 km Entfernung verstrahlt werden. Aber nach den jetzigen Daten ist das unwahrscheinlich. Und selbst in diesem Fall dürfte bei den gegebenen Wetterbedingungen bei uns kaum etwas von der Radioaktivität ankommen.